Vom venezianischen caponera, was „Hühnerstall“ bedeutet. Als man sich noch keine Gedanken über den Einfluss von Eiern auf den Cholesterinspiegel machte, lebten die Hühner friedlich. Sie pickten in den Höfen außerhalb des Stadtzentrums und fürchteten einzig Ofen und Kochtopf. Anders als die ländlichen Hennen hatten die städtischen Hühner kein Recht auf freie Bewegung. Untergebracht in Kapunjeren, für Passanten unsichtbar, entkamen sie manchmal und flatterten in die Gassen. Bevor sie als „Tingul“, eine traditionelle Spezialität, endeten, stärkten sie schwache Kinder mit ihren Eiern. Dort, wo einst Kapunjeren standen, gibt es heute Apartments. Das Gegacker hallt noch immer durch die Stadt – doch ohne Schuld der Hühner.